Sommerzeit - Krimizeit
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Der junge Gardez! Verlag wartet mit zwei neuen Krimis auf, die in Köln und der östlich der Rheinmetropole gelegenen "Provinz", dem Bergischen Land spielen. Nachdem schon Bernd Geisler mit seinen Romanen bei Juhr/Gardez! die Region schon mehr als ordentlich besetzt hat, gefällt Martin Kuchejda mit seinen witzigen Sujets. Die Gegend zwischen Gummersbach und Engelskirchen ist ja wirklich das Ende der Welt, aber selbst dort meldet sich das Böse mit Banküberfall - und mit dem muß sich Kommissar Schneider auseinandersetzen. Kuchejda hat einen völlig neuen Ton und amüsantes Personal gefunden, was seinen kleinen Kriminalroman "Frühlingsduft" leicht verdaulich und amüsant macht.
Das "Kölner Requiem" von Werner Geismar ist da weit weniger betulich, denn in der Domstadt geht nicht nur ein fieser Mörder um, sondern Geismar läßt seinen Protagonisten Bruno Böllmann tief in eine nicht immer unbedingt appetitliche Abteilung der Kölner Szene eintauchen. Dem Rechtanwalt, der bei seinen Recherchen mit dem überforderten Kölner MK-Leiter Pepe Rogalzky und Staatsanwalt Pietsch gemeinsame Sache macht, fällt eine Leiche nach der anderen vor die Füße - ein Serienkiller? Und da sind dann noch der kleine Junge Damian und eine mysteriöse Musik. Liest sich flott, wenn auch nicht immer für zarte Gemüter.
Martin Kuchejda, „Frühlingsduft“, Gardez! Verlag/Juhr Verlag, 157 Seiten, Broschur, € 9,90
Werner Geismar, „Kölner Requiem“, Gardez! Verlag/Juhr Verlag, 237 Seiten, Broschur, € 9,90
Erwin Kohl, "Schwarzes Wasser", Droste Verlag, 240 Seiten, Broschur, € 9,95
Hannes Nygaard, "Schwelbrand", Emons Verlag, 267 Seiten, € 10,90
Johann Friedrich von Allmen ist oder besser gesagt war Erbe eines ordentlichen Vermögens, das er sehr schnell durchgebracht hat. Nun gibt er sich als Lebenskünstler, der seine Insolvenzen als Gentleman-Gauner zu überbrücken sucht – immerhin muß er auch seinen Butler/Gärtner Carlos, den er sich standesgemäß leistet, mit durchbringen. Wobei mitunter Carlos der ist, auf dessen Schultern der Haushalt ruht. Durch den Diebstahl einer Jugendstil-Schale gerät Allmen in eine lebensbedrohliche Situation, denn hinter dieser Libellen-Schale, ihren Besitzern und Allmens Hehler Tanner steckt ein gefährliches Geheimnis. Allmen wird, nicht zuletzt, weil auf ihn geschossen wird, mit Unterstützung seines Faktotums Carlos ungewollt zum Ermittler. Martin Suter ist mit Allmen/Carlos zum Start einer neuen Krimi-Reihe ein recht interessantes Duo gelungen, das allerdings noch Ausbau-Potential hat. Auch kann die Figur des Allmen nicht ganz überzeugen und wird nicht wirklich zum Sympathieträger. Einen solchen aber braucht eine Serie. Es ist also noch mehr drin, als Suter hier literarisch knapp und glatt vorgelegt hat.
Martin Suter, „Allmen und die Libellen“, Diogenes Verlag, 208 Seiten, geb., € 18,90
Redaktion: Frank Becker
Redaktion: Frank Becker